Liebende Güte und Achtsamkeit für ein glücklicheres Leben
Mudita – Die Praxis der Wertschätzenden Freude
(übersetzt von barbara)
Eine wunderbare, gewandte und kluge Praxis, die dazu beiträgt, unseren Geist zu beglücken und zu erbauen, besteht aus dem einfachen Akt, uns über unsere eigenen Segnungen und die Segnungen anderer zu freuen.
Das ist die Praxis von Mudita – Wertschätzende oder Anerkennende Freude – die der Buddha speziell zur Überwindung von Neid, Eifersucht und Unzufriedenheit lehrte.
Wertschätzende Freude ist der dritte der vier Erhabenen/Göttlichen Verweilungszustände (brahmavihara). Der Buddha ermutigte uns, diese zu einem hohen Grad zu entwickeln. Die anderen drei erhabenen Verweilungszustände oder wunderbaren geistigen Qualitäten sind Liebende Güte (metta), Mitgefühl (karuna) und Gleichmut (upekkha).
Der Buddha versicherte, dass, wenn wir wertschätzende Freude ausgiebig kultivieren, es nicht möglich sei, dass Neid und Unzufriedenheit unser Herz überwältigen und besetzt halten, da Mudita, so betonte er, das Gegenmittel sei für Neid und Unzufriedenheit.
Mudita kann sowohl formal in Meditation praktiziert werden als auch bewusst immer wieder, während wir unserem Alltag nachgehen.
In formaler Meditation sitzen wir und wiederholen immer wieder im Geist den Satz: "Ich freue mich. Ich bin glücklich." Sinnvoll und unterstützend sind die Sätze: "Ich bin dankbar. Ich bin zufrieden."
Während du im Geiste rezitierst: "Ich freue mich. Ich bin glücklich. Ich bin zufrieden," denke an etwas in deinem Leben, worüber du dich freust oder glücklich bist oder wofür du dankbar bist.
Es ist interessant und erstaunlich: Wenn du deinen Geist darauf richtest, an etwas zu denken, worüber du dich freust oder wofür du dankbar bist, werden dir viele Dinge und Ideen in den Sinn kommen, Dinge, über die du normalerweise gar nicht nachdenken würdest oder Dinge, die du für selbstverständlich hältst.
Worüber können wir uns freuen? Die einfache Tatsache, dass wir in der Lage sind, hier aufrecht in der Meditationshaltung oder auf einem Stuhl zu sitzen, ist wahrlich etwas, worüber wir glücklich oder wofür wir dankbar sein können. Denk nur, wie bevorzugt du eigentlich bist, dass du noch ein gewisses Maß an Gesundheit besitzt, das dich befähigt, deinen täglichen Verrichtungen nachzugehen und eine gewisse Lebensqualität zu genießen.
Es gibt den Spruch: „Ich weinte, weil ich keine Schuhe hatte, bis ich einen traf, der keine Füße hatte.“ Denke daran, wie glücklich du dich schätzen kannst, dass du Füße hast, dass du nicht ans Bett gefesselt bist, dass du noch aufrecht sitzen kannst. Der Tag mag wohl kommen, wenn wir nicht mehr in der Lage sind, sogar diese einfache Bewegung des Aufsetzens auszuführen.
Gesundheit ist etwas, das wir außerordentlich schätzen und nicht als selbstverständlich ansehen sollten. Denke daran, wie schwierig oder elend das Leben sein könnte, wenn wir sehr krank wären, Gliedmaßen einbüßen oder unsere Gesundheit verlieren würden. Höchstwahrscheinlich würden viele Menschen gern mit uns die Plätze tauschen und sich unserer Art von Schwierigkeiten und Herausforderungen stellen, wenn sie nur die Gesundheit genießen könnten, die wir haben.
Daher sollten wir, solange wir noch ein bestimmtes Maß an Gesundheit besitzen, dies voll und ganz schätzen, und allein aus diesem Grund können wir wirklich froh sein. Du kannst, wenn du möchtest, eine bestimmte Freude in Worten ausdrücken: "Ich freue mich, dass ich noch sitzen kann und noch nicht ans Bett gefesselt bin. Ich freue mich, dass ich noch ein gewisses Maß an Gesundheit genießen kann. Ich bin dankbar. Ich bin glücklich."
Der Buddha lehrte, dass wir ein Magier oder Meister des Geistes sein können. Wir können lernen, wie wir den Geist umlenken, wie wir vernünftige Gedanken denken, um den Geist in einem guten Zustand zu bewahren, wie wir die Gedanken denken, welche wir denken wollten und jene Gedanken nicht denken, die wir nicht denken wollen.
Daher können wir, selbst wenn wir krank oder bettlägrig sind oder irgendeinen Gesundheitsverlust erlitten haben, weiterhin Mudita praktizieren, indem wir versuchen, irgendeinen positiven Aspekt unserer Situation zu finden, oder indem wir jegliche anderen Segnungen zählen, die wir in unserem Leben finden, z.B. dass wir auch im Liegen immer noch meditieren können. Wir können nach wie vor Metta (Liebende Güte) ausstrahlen, für unsere Mitpatienten, Ärzte, Krankenschwestern, Besucher und alle Menschen, die uns umgeben, zusätzlich zu allen, denen wir regelmäßig Metta senden, wie unseren Lieben, Familie und Freunden. Wir können weiterhin achtsam sein auf unsere Körperwahrnehmungen und unsere Gemütszustände. Wir können nach wie vor weise über die Lehren des Buddha reflektieren und lernen, wie wir loslassen und im Frieden sein können mit uns und der Welt.
Daher können wir sogar noch in Zeiten der Krankheit das Dhamma praktizieren und im Einklang mit der Ermahnung Buddhas gut für unseren Geist sorgen: "Obwohl der Körper krank sein mag, lasse den Geist nicht krank sein." Wir können immer noch unseren Geist gesund bewahren. Das ist die Herausforderung. Es ist wunderbar, dass wir Lehren haben wie die des Buddha. Es ist wunderbar, dass wir diese Lehren praktiziert und angewendet haben. Daher können wir froh sein und glücklich, gerade weil wir diese Lehren kennen und ihnen folgen. Wir können uns gestärkt fühlen und entschlossen sein, die Krankheit als Praxis anzunehmen und als Herausforderung, wie wir dennoch unseren Geist in einem guten Zustand bewahren und unseren Frieden und unsere Heiterkeit erhalten.
Im gleichen Sinne können wir angesichts aller Schwierigkeiten und Herausforderungen immer noch Mittel und Wege finden, froh zu sein. Dass wir gute Lehren und Werte besitzen, die uns über das Leiden hinweghelfen, ist wahrlich ein Grund zur Freude. Wir verfügen über Strategien und vernünftige Einstellungen. Wir können dies alles als spirituelle Praxis anwenden, als mehr Wasser auf unsere Mühlen. Wir sind fest entschlossen, irgendwie die Unterrichtung und den Segen im Leiden zu finden. Wir können stärker und weiser daraus hervorgehen.
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Gibt es nicht viele Dinge über die wir uns freuen können?
Haben wir geliebte Menschen, die uns lieben und für uns sorgen? Es ist leicht, deren dauerhafte Liebe, Sorge und Großzügigkeit als selbstverständlich hinzunehmen. Wenn wir darüber nachdenken, wie sehr wir geliebt und umsorgt werden, fühlen wir uns beglückt und erkennen, wie begünstigt und gesegnet wir doch die ganze Zeit waren.
Wir haben Wohltäter und Freunde, die herzlich und gut zu uns sind. Wenn wir an all die Liebenswürdigkeit und Unterstützung denken, die wir in unserem Leben schon von unseren Wohltätern, Freunden und sogar Fremden empfangen haben, können wir uns glücklich und dankbar fühlen.
Ebenso können wir reflektieren über unsere eigene Herzlichkeit und Güte anderen gegenüber und über unsere guten Werte und Qualitäten, die wir verkörpern und die wir kontinuierlich kultivieren und stärken. Auch dies ist ein Grund zur Freude und zum Glücklichsein.
Wir können über unsere vielen Segnungen nachdenken – dass wir über genügend Grundversorgung verfügen wie Nahrung, Schutz, Kleidung und Medizin, wovon viele Menschen in der Welt nicht genug haben. Wir haben Bildung, Intelligenz, Wissen, Talente, Schönheit, gute Arbeit oder Karriere, glückliche Beziehungen und verschiedene Annehmlichkeiten, Erfolge und Glück in unserem Leben.
Denke auch an die vielen kleinen Dinge, die uns beglücken und die wir oft übersehen oder als selbstverständlich anschauen: ein Lächeln, das uns heute morgen jemand geschenkt hat, eine Blume, die wir blühen sehen, die Schönheit der Natur, die Orte, an denen wir gewesen sind und die herrlichen und atemberaubenden Sehenswürdigkeiten, die wir erblickt haben, die Tasse wunderbar duftenden Kaffees oder Tees oder unser Lieblingsessen, das wir immer noch genießen können.
Manchmal, wenn wir uns all diese Segnungen in den Sinn rufen, mag plötzlich der Gedanke in uns aufsteigen, dass wir, falls wir am heutigen Tage sterben würden, in Zufriedenheit gehen könnten. Wir sind zufrieden. Das Leben war gut zu uns. Wir sind glücklich über alles, was wir haben und was wir als wirklich reichlich oder genug für uns erachten. Oder wie man sagen könnte: "Besser wird's nicht."
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Es scheint, als gäbe es eine mentale Neigung, unser Augenmerk auf das zu richten, was falsch läuft in unserem Leben. Wenn wir jedoch beginnen, an die vielen Dinge zu denken, die richtig und gut laufen, dann finden wir uns überrascht, zu entdecken, dass die Dinge, die richtig laufen, bei weitem in der Überzahl sind gegenüber den Dingen, die falsch laufen.
Daher ist es wichtig, die Gewohnheit, im Negativen zu verweilen, zu ändern. Stattdessen sollten wir Positivität kultivieren, indem wir unseren Fokus auf die vielen Dinge richten, die in unserem Leben gut gehen. Selbst wenn etwas falsch läuft, könnten wir uns sagen, dass es nicht so schrecklich ist, da es doch viel schlimmer hätte kommen können.
Wie wir etwas wahrnehmen, kann einen Riesenunterschied machen. Während wir all das Leiden, die Rückschläge und Schwierigkeiten im Leben absolut nicht verleugnen, so sind wir doch entschlossen, sie zu meistern. Wir können eine positive und konstruktive Weltanschauung kultivieren und eine Haltung, die entschlossen ist, die Segnungen in allem zu finden, Möglichkeiten und Gelegenheiten wahrzunehmen, andere Türen zu sehen, die offen stehen und nur darauf warten, dass wir hindurchgehen. Es steht in unseren eigenen Kräften, einen Großteil unserer Leiden zu vermindern und viel Glück und Frieden zu erschaffen durch unser kluges, angemessenes Verhalten und unsere positive Einstellung.
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Nun kehren wir zurück zum Rezitieren der Sätze. Während du im Geiste wiederholst "Ich freue mich. Ich bin glücklich", führst du dir all diese Dinge vor Augen, über die du dich freuen kannst, wie oben erwähnt. Dieser einfache Akt der Erinnerung wird dem Geist Auftrieb geben, ihn erbauen und beglücken.
Wir können immer folgende Sätze hinzufügen: "Ich bin dankbar. Ich bin zufrieden."
Es besteht eine logische Folgerung in der Anordnung dieser Sätze. Wenn du dich freust, fühlst du dich glücklich. Ebenso empfindest du Dankbarkeit für diese Segnungen. Das Gefühl der Dankbarkeit fördert ein Gefühl der wertschätzenden Freude. Da du freudvoll bist, fühlst du dich zufrieden. Zufriedenheit ist ein Schlüssel zum Glück. Wenn du zufrieden bist, dann hast du nicht das Gefühl, dass es in deinem Leben einen Mangel gibt, du fühlst dich nicht benachteiligt. Du denkst eher: "Es ist gar nicht so schlecht, es ist gut. Das Leben war gut und freundlich zu mir. Ich darf das nur nicht vergessen und muss statt dessen auf all die Segnungen in meinem Leben achten."
Diese einfachen Sätze, kontinuierlich und oft wiederholt, sind sehr kraftvoll. Wir sollten ihre Fähigkeit, Freude zu erschaffen und den Geist in einem beschwingten Zustand zu bewahren, nicht unterschätzen.
Du kannst auch die Sätze wiederholen, während du dir immer wieder derselben Segnungen bewusst bist. Oder wenn du dir deine Segnungen vor Augen geführt hast, kannst du auch einfach die Sätze wiederholen, ohne wieder an sie zu denken.
Die Wiederholung selbst hat verschiedene nutzbringende Vorzüge:
1. Es wirkt wie ein Mantra, es konzentriert und beruhigt den Geist, indem es externe Gedanken ausschließt, vor allem negativer Natur.
2. Es erzeugt Freude, da du dir mehr und mehr der vielen Segnungen in deinem Leben bewusst wirst.
3. Es konditioniert den Geist dahingehend, deinen Fokus auf das Positive in deinem Leben zu richten und hält Depression fern. Gehirnstudien haben gezeigt, dass Meditation vorteilhafte Gehirnveränderungen verursacht, die Friedvollsein, Heiterkeit und Glücklichsein fördern.
Du kannst die Sätze für die Dauer der gesamten Meditationssitzung wiederholen, sogar die ganze Stunde lang, und für dich selbst erfahren, wie sich ein Geist in diesem Zustand der wertschätzenden Freude anfühlt. Es bestehen Konzentration und Sammlung, was einen angenehmen Zustand von mentalem Wohlstand und Leichtigkeit hervorruft.
Die Meditation kann kürzere oder längere Zeit lang praktiziert werden – für fünf Minuten bis zu einer Stunde oder länger. Du kannst auch Mudita zusammen mit Metta (Liebender Güte) und Vipassana (Einsichts-Meditation) ausüben. Das heißt, du kannst von Metta zu Mudita gehen oder von Vipassana zu Mudita und Metta.
In anderen Worten: Es gibt keine festgelegte oder starre Regel – du kannst Meditationsobjekte wechseln, wenn du dies zum gegebenen Zeitpunkt nützlich findest oder wenn dein Geist einem Wechsel des Meditationsobjektes zugeneigt ist. Natürlich kannst du dich auch allen vier Brahmaviharas und Vipassana in einer Sitzung widmen.
Die Praxis der Wertschätzenden Freude im Alltag
Selbstverständlich ist deine Praxis nicht auf dein Meditationskissen beschränkt. Also kannst du, während du deinen täglichen Verrichtungen nachgehst, immer wieder dein Mudita-Mantra wiederholen: "Ich freue mich. Ich bin glücklich. Ich bin dankbar. Ich bin zufrieden." Das ist gute Praxis, sinnvoll und unterstützend, da es Freude und Positivität hervorbringt, wenn du dir die Segnungen in deinem Leben in den Sinn rufst, selbst während du deiner alltäglichen Routine nachgehst.
Du kannst die Sätze auch wiederholen, wann immer du etwas erfährst, das dich glücklich macht und wofür du dich dankbar fühlst. Das kann dich diese Erfahrung tiefer wertschätzen und ganz in dich aufnehmen lassen und sie einprägsamer machen, so dass du dich sogar noch lange Zeit nach dem Ereignis daran erinnern kannst.
Dankbarkeit selbst ist eine großartige Praxis, die uns glücklicher macht und zu mehr Wertschätzung unseres Lebens führt. Der große deutsche christliche Mystiker Meister Eckhart sagte: "Wäre das Wort 'Danke' das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen."
Studien haben aufgezeigt, das Menschen, die ein Dankbarkeitstagebuch führten und alle guten Dinge aufzeichneten, die ihnen im Laufe des Tages begegneten, ein zunehmendes Glücklichsein in ihrem Leben erfahren.
Denke daran: Jeder heilsame Geistesmoment zählt, und jedesmal, wenn du Mudita in dir hervorrufst, hältst du den Geist in einem heilsamen Zustand. Neben Mudita praktizierst du auch die anderen Erhabenen/Edlen Verweilungszustände der Liebenden Güte (Metta), des Mitgefühls (Karuna) und des Gleichmuts (Upekkha). Die all diesem zugrunde liegende Praxis ist die Achtsamkeit auf deinen Körper und deine Geisteszustände, dein Fokus auf das Kultivieren heilsamer mentaler Faktoren und das Ausüben weiser Reflektion, um die Dinge in der rechten Perspektive zu sehen und die wahre Natur der Existenz zu verstehen. Aus diese Weise bewahrst du den ganzen Tag über deinen Geist beschwingt und heilsam. Mit zunehmender Praxis stellst du fest, dass dein Geist stabiler, kräftiger und weiser wird.
Das Erwecken wertschätzender Freude für Andere
Während deiner Sitzmeditation, vielleicht nachdem du Freude für deine eigenen Segnungen erweckt hast, kannst du dich ebenso für die Segnungen, den Erfolg und das Glück anderer freuen.
Denke an jemanden, der irgendeine Form des Wohlseins genießt und wiederhole im Geist: "Ich freue mich. Ich bin glücklich für dich." Wenn du magst, kannst du hinzufügen: "Möge, was du hast, nicht verlorengehen. Mögest du weiterhin erfolgreich sein und gedeihen."
Es gibt viele Arten des Wohlseins, des Erfolgs und des Glücks, an dem sich andere erfreuen mögen. Einige Beispiele:
1. Jemand ist gut und erfolgreich in seiner Karriere oder seinem Unternehmen.
2. Jemand genießt glückliche und liebevolle Beziehungen.
3. Jemand genießt materiellen Reichtum und Annehmlichkeiten.
4. Jemand erfreut sich guter Gesundheit, Schönheit, Intelligenz, Wissen, einer guten sozialen Stellung usw.
5. Jemand besitzt Tugend, Integrität, Großzügigkeit, Weisheit und andere bewundernswerten spirituelle Qualitäten.
Wenn du anfängst, in diesem Sinne nachzudenken: "Was gibt es bei dieser Person, wofür ich mich freuen oder worüber ich glücklich sein kann?", dann findest du auch etwas, das relevant ist oder zutrifft für diese Person, worüber du dich freuen kannst.
Selbst wenn jemand in irgendeiner Form Leiden hat, kannst du vielleicht trotzdem einen positiven Aspekt finden, über den du dich mitfreuen kannst. Z.B. kann jemand ernstlich krank sein, aber vielleicht kommt sie sehr gut damit zurecht, ist mental stark und heiter. Vielleicht empfängt sie großartige und liebevolle Betreuung durch ihre Lieben und Freunde. Aufgrund dessen kannst du doch einen Anlass finden, dich zu freuen. Natürlich kannst du abwechseln mit der Praxis des Mitgefühls, indem du wünschst, dass die Person geheilt sein möge, dass ihr Leid erleichtert werden kann, dass sie gut damit zurecht kommt, die bestmögliche Behandlung erfährt usw.
Es kommt vielleicht die Frage auf, ob du dich mitfreuen kannst, wenn du z.B. die Art des Unternehmens dieser Person nicht billigst oder wenn du weißt oder den Verdacht hast, dass der Erfolg, der Wohlstand oder das Glück auf unethische Weise erworben worden sind. Wenn dies der Fall ist, dann musst du dir natürlich nicht gerade diese Person als dein Mudita-Objekt aussuchen. Falls du dies aber möchtest, dann weißt du vielleicht von irgendwelchen heilsamen Qualitäten oder Taten dieser Person, über die du dich freuen kannst.
Mudita ist eine wunderbare Praxis, denn wenn du dich für andere freust, fühlst auch du selbst dich glücklich. Ihr Glück, Erfolg oder Wohlstand wird ein Anlass, in dir selbst Glück hervorzurufen.
Mudita ist ein heilsamer Geisteszustand, der das Gegenteil von Neid und Eifersucht darstellt. In der Tat wird sie vom Buddha als Gegenmittel für Neid, Eifersucht und Unzufriedenheit empfohlen. Anstatt neidisch oder eifersüchtig zu ein, machen wir geistig kehrt, indem wir Mudita kultivieren.
Im Deutschen gibt es das Wort Schadenfreude, was besagt, dass wir uns am Leiden anderer ergötzen oder uns darüber freuen. Das Wort Mudita in der Pali-Sprache bedeutet das Gegenteil von Schadenfreude – man erfreut sich am Glück anderer und nicht an ihrem Leid. Falls es Leiden gibt, ist die angebrachte Qualität, die man entwickeln sollte, Mitgefühl für den, der leidet, sei es ein anderer oder man selbst.
Jede der Brahmaviharas hat das Ziel, ihrer jeweils gegensätzlichen unheilsamen Eigenschaft entgegenzuwirken. Daher wirkt Liebende Güte (Metta) gegen Hass und Ärger, Mitgefühl (Karuna) wirkt gegen Grausamkeit und Gleichgültigkeit, Gleichmut (Upekkha) wirkt gegen geistige Erregung und Ängstlichkeit, und Wertschätzende Freude (Mudita) wirkt, wie bereits erwähnt, gegen Neid und Eifersucht, sowie gegen Undankbarkeit und Unzufriedenheit.
Ergänzend sollten wir vermerken, dass, wenn wir Mudita für uns selbst praktizieren (d.h. uns über unsere eigenen Segnungen, unseren Erfolg, Glück und Wohlstand freuen), es leicht ist, uns über die Segnungen anderer zu freuen. Der Grund dafür ist, dass wir dann kein Gefühl von Mangel in uns und in unserem Leben spüren. Du weißt, dass auch du deine eigenen Segnungen und dein eigenenes Glück besitzt und daher andere nicht zu beneiden brauchst, sondern dich stattdessen glücklich für sie fühlen kannst.
In einer von Konkurrenz geprägten und materialistischen Gesellschaft kann es nur zu leicht geschehen, dass ein uneinsichtiger Mensch dahingehend konditioniert wird, den Erfolg oder den Besitz anderer zu beneiden. Unter diesen Umständen ist Mudita eine sehr angemessene Qualität, die es als Gegenmittel zu Neid und Unzufriedenheit zu kultivieren gilt.
Das Kultivieren Wertschätzender Freude im Alltag
Natürlich ist die Praxis von Mudita nicht auf die formale Meditation beschränkt. Während du deinem täglichen Leben nachgehst, kannst du dich freuen, wann immer du jemanden in glücklichem Zustand siehst oder davon hörst. Du kannst im Geiste denken: "Ich freue mich. Ich bin glücklich für dich."
Einige Beispiele:
1. Du siehst Menschen, die glücklich sind, lachen und lächeln und eine schöne Zeit genießen. Du freust dich. Du bist glücklich für sie und wünschst, dass sie viele dieser glücklichen Zeiten erleben können.
2. Du siehst ein glückliches, liebevolles Paar, das Hand in Hand geht, liebevoll zueinander ist, zusammen auf einer Parkbank sitzt, und du freust dich für sie und wünschst, dass sie eine lange und glückliche Beziehung haben mögen.
3. Du siehst ein auffälliges Sportauto, das am Straßenrand geparkt steht oder an dir vorbeifährt, und du freust dich für den Besitzer: "Ich bin glücklich für dich. Das ist ein tolles Auto." Du beneidest ihn nicht, weil du mit deinem eigenen bescheidenen Auto zufrieden bist oder auch glücklich zu Fuß gehst oder mit dem Fahrrad fährst.
4. Du siehst, dass jemand ein prachtvolles Haus besitzt, Reichtum, Ruhm, Erfolg usw., und du bist glücklich für sie, denn du bist mit deinem eigenen Los zufrieden und gewinnst dein Glücklichsein dadurch, dass du ein wertorientiertes Leben führst.
Wenn du Mudita praktizierst, wirst du feststellen, dass dein Geist sich auf natürliche Weise der Mitfreude und dem Glücklichsein für andere zuneigt. Wann immer Gefühle von Unglücklichsein, Abneigung und Feindseligkeit, Neid oder Eifersucht auf den Erfolg und Wohlstand anderer aufsteigen, wirst du es schnell wahrnehmen und du wirst wissen, wie du den Geist umlenken und ihn wieder in den Freude-Modus bringen kannst.
Mögest du reiche Vielfalt an Segnungen in dir selbst finden, zufrieden und glücklich sein mit deinem eigenen Glück und Wohlstand. Und mögest du dich gleichermaßen für die Segnungen anderer freuen, keinen Neid und keine Eifersucht kennen, sondern für das anhaltende Glück und Wohlbefinden anderer wünschen.
"Es ist unmöglich, dass Unzufriedenheit immer noch den Geist eines Menschen heimsuchen kann, welcher kraftvoll die wertschätzende Freude kultiviert hat. Denn genau dies ist das Entkommen aus der Unzufriedenheit, und zwar die Befreiung des Geistes durch wertschätzende Freude."
Buddha, Anguttara Nikaya 6.13
"Ihr Mönche, in dieser Weise sollt ihr euch üben: 'Wir werden dankbar und verbunden sein und wir werden nicht einmal den kleinsten Dienst vergessen, der uns von anderen erwiesen wurde."
Buddha, Samyutta Nikaya
"Wäre das Wort 'Danke' das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen."
Meister Eckhart
"Verbreite Freude!"
Ralph Waldo Emerson
"Dass sie wusste, sie würde jeden Abend darüber berichten, wofür sie dankbar war, gab Jane den besonderen Anstoß dazu, Menschen, Dinge und Ereignisse wahrzunehmen, die sie schätzte. Es dauerte nicht lange, bis ihre Dankbarkeits-Emails überflossen mit einer Fülle der Wertschätzungen. Wenn wir die Gewohnheit kultivieren, dankbar zu sein, kommt der Geist ganz natürlich auf dem Guten in unserem Leben zur Ruhe. Wie Jane herausfand, wenn du die Absicht hast, Dankbarkeit zu erwecken, wird dies mit der Zeit allmählich zum natürlichen Rhythmus deines Herzens werden, stark genug, um sogar Leiden in sich zu bergen."
Aus dem Buch: "Awakening Joy: 10 Steps That Will Put You on the Road to Real Happiness" (deutscher Titel: "Freude") von James Baraz und Shoshana Alexander