"Mönche, was immer ein Mönch häufig denkt und untersucht, dies wird zur Neigung seines Geistes werden." - Buddha, Majjhima Nikaya Sutta 19
Das Ausstrahlen von Metta im täglichen Leben
Wie viele Gedanken blitzen täglich durch unseren Geist? Unendlich viele, unzählige, zigtausend!
Und wie viele unserer täglichen Gedanken mögen unheilsam, negativ und unzuträglich sein? Wenn wir genau hinschauen, finden wir vielleicht viele streunende Gedanken, belanglose Gedanken, unglückliche Gedanken, ärgerliche Gedanken, sorgenschwere Gedanken und sehnsüchtige Gedanken.
Wir werden von unseren Gedanken geformt. Unsere Gedanken bestimmen uns. Wir sind, was wir denken. Wenn wir ärgerliche Gedanken denken, dann sind wir zu diesem Zeitpunkt "Ärger". Wenn wir Gedanken des Wohlwollens denken, dann sind wir zu diesem Zeitpunkt "Wohlwollen".
Wenn wir immerfort heilsame Gedanken in unserem Geist erhalten, wird dies gut und nutzbringend für uns sein. Es gibt einen besonderen Gedanken, der wahrlich schön ist und bei dem es uns leicht fällt, ihn ständig in Gang zu halten.
Es ist der Gedanke des Wohlwollens, Gutes zu wünschen für alle Wesen. Es ist sehr einfach: Denke immer wieder einmal diese Gedanken:
"Mögen alle Wesen glücklich sein." So wünschen wir Gutes für alle, ausnahmslos.
"Möge der- oder die-jenige glücklich sein", (und Du fügst den Namen eines oder mehrerer Menschen ein, für die Du wünschst).
"Mögest Du glücklich sein", (und du wendest Dich mental unmittelbar an die Person).
"Möge ich glücklich sein."(Natürlich ist es schön, auch für sich selbst zu wünschen.)
Es sollte nicht zu schwierig sein, im Geiste viele Male am Tag diese einfachen Sätze zu wiederholen. Es ist wirklich die einfachste Sache der Welt. Mache dies dein Mantra. Es ist das beste Mantra, das du je haben kannst.
Welche einzelne aller guten Qualitäten könnte unsere von Unfrieden belastete Welt gut mehr gebrauchen? Wohlwollen natürlich. Metta ist das Pali-Wort für Wohlwollen, liebende Güte, Entgegenkommen und Freundlichkeit. Metta wirkt als Gegenmittel und Heilmittel für Hass, Böswilligkeit und Ärger.
Wo immer du bist und wo immer du hingehst, wiederhole das "Metta-Mantra". Halte es am Laufen in deinem Kopf. Und bald wird es dir dein Herz erwärmen. Du wirst mehr und mehr dieses Wohlwollen in deinem Herz aufsteigen sehen, für alle Wesen, bestimmten Personen gegenüber und ebenso für Dich selbst.
Metta ist tatsächlich mehr als ein Gedanke. Es ist ein Wunsch, der sich in einem Gedanken ausdrückt. Und das Wohlwollen erfüllt sowohl unseren Geist als auch unser Herz, rinnt in jede Zelle unseres Körpers, wird durch jede Pore unserer Haut ausgestrahlt, und setzt sich um in sanfte und heilsame Sprache und freundliche, liebevolle und großzügige Tat.
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Außer "glücklich sein" kannst Du zusätzliche Wünsche für jemanden aussprechen. "Möge sie/er sicher sein… friedvoll… gesund… freudig für sich selbst sorgen." Sage, was natürlich und spontan kommt. Sage nur ein Wort, "glücklich", wenn du möchtest, oder einen oder mehrere der anderen Sätze, wenn dir der Sinn danach steht. Sprich auch spezielle oder spezifische Wünsche für andere oder Dich selbst aus – wie du willst.
Ich habe an anderer Stelle bereits eingehende Anleitung gegeben, wie wir Metta in der formellen Sitzmeditationshaltung praktizieren. In diesem Essay möchte ich ausführlicher und genauer darauf eingehen, wie wir Metta ausstrahlen, während wir unserem Alltag nachgehen. Es ist nicht ausreichend, wenn wir unsere Metta-Praxis lediglich auf die Zeit beschränken, in der wir auf unserem Meditationskissen sitzen. Es ist wesentlich, dass wir Metta auf alle Stunden unseres aktiven Lebens ausdehnen.
In seinem berühmten Diskurs über Liebende Güte (Metta Sutta) ermutigte der Buddha uns, den ganzen Tag über Metta zu kultivieren: " Ob im Stehen oder Gehen, Sitzen oder Liegen, solange man wach ist, sollte man diese Achtsamkeit der Liebe entwickeln – dies, in der Tat, wird eine erhabene/göttliche Lebensweise genannt", sagte er.
Es gibt tausendundeine Weise, wie wir es angehen können, Metta in unserem Alltag auszustrahlen:
Vielleicht kommt dir eine bestimmte Person viele Male am Tag in den Sinn. Jedesmal, wenn dies geschieht, wünsche für diese Person: "Mögest Du glücklich sein." Vielleicht vergisst du dies öfter, aber du wirst dich auch häufig daran erinnern.
Wenn du deine formale Sitzmeditation machst, gibt es gewöhnlich eine Liste besonderer Menschen, denen du regelmäßig Metta sendest. Dies können die dir nahestehenden und geliebten Menschen sein oder jemand, dem du besonders dankbar bist für etwas, was er für dich getan hat oder für Hilfe und Unterstützung, die er dir gegeben hat. Tagsüber, wenn dir diese Menschen in den Sinn kommen, dann sende ihnen Metta. Es ist wunderbar, viele Male am Tag derselben Person Metta zu schicken, da wir einen heilsamen Geist des Wohlwollens kultivieren, wann immer wir es tun.
Dinge und Gegenstände erinnern uns an bestimmte Menschen. Wann immer du etwas siehst, das dich an jemanden erinnert, sende dieser Person Metta. Es könnte z.B. etwas sein, das du trägst oder benutzt, das ein Geschenk von jemand war.
Dies wiederum dient uns doppelt auch als Dankbarkeits-Praxis, da du dich an die Liebenswürdigkeit oder Großzügigkeit erinnerst, die du von jemanden erfahren hast. Das bedeutet, dass du dich vielmals auf diesen Menschen und seine oder ihre Freundlichkeit dir gegenüber besinnst. Uns Freundlichkeiten, die wir empfangen haben, oft ins Gedächtnis zu rufen, kann uns helfen, eine positivere und wertschätzendere Haltung dem Leben gegenüber zu entwickeln und uns motivieren, wiederum freundlich und liebenswürdig zu anderen zu sein.
Es gibt sicher einige Menschen, von denen du weißt, dass es ihnen schlecht geht, körperlich oder geistig, und die deine Gebete besonders brauchen. Du vergisst sie nicht. Sie sind in deinem Geist und in Deinem Herzen gegenwärtig. Und so sendest du ihnen im Laufe des Tages immer wieder Metta und wünschst, dass sie geheilt sein mögen und die Kraft besitzen, das Leiden zu ertragen, das sie durchmachen müssen.
Immerzu sind wir von Menschen umgeben – zuhause, am Arbeitsplatz, auf der Straße, im Laden, im Bus oder Zug oder wo immer wir auch sind. Sende Metta den Menschen um dich herum. Wenn du die Straße lang gehst, wünsche Gutes für die Leute, die an dir vorübergehen. Manchmal kannst du dein Metta auf bestimmte Personen ausrichten, die du siehst, und für jede von ihnen wünschen: "Mögest Du glücklich sein." Wenn du ein junges Paar siehst, kannst du ihnen in Gedanken eine wunderbare Beziehung wünschen, dass sie sich aufrecht und wahrhaftig lieben. Wenn du einen alten Menschen siehst, magst du ihm oder ihr Kraft und Gesundheit in den Jahren seines Alters wünschen. Siehst du eine Mutter mit einem Kind oder Baby, so kannst du ihnen Glück wünschen, und dem Kind, dass es zu einem feinen und wundervollen Menschen heranwächst. Du wirst überrascht sein über die Fähigkeit des Geistes, alle möglichen angebrachten Wünsche zu finden für die Menschen, die dir begegnen.
Wenn du in Kürze jemanden treffen wirst, sende Metta im Voraus an die Person oder die Personen, manchmal sogar über mehrere Tage, die dem Treffen vorausgehen. Wenn du dann die Person triffst, kannst du im Geiste Gutes für sie wünschen, während ihr miteinander umgeht. Zum Beispiel kannst du, während die Person mit dir spricht, sogar während des Zuhörens gelegentlich den Gedanken denken: "Mögest du glücklich sein." Nach dem Treffen wird dein Geist an die gemeinsam verbrachte Zeit zurückdenken und wiederum wünschst du für die Person: "Mögest du glücklich sein."
Während deines Tagesablaufs wirst du mit vielen Menschen in vielen Situationen umgegangen sein. Wer immer sie auch sind – Freunde, Bekannte, Fremde, selbst die Menschen, die du in einem Laden getroffen hast, die Person, die dich in einem Restaurant oder Café bedient hat, die Kassiererin im Supermarkt, die dich mit einem fröhlichen Hallo an der Kasse begrüßt hat – schenk ihnen einen Gedanken und wünsche: "Mögest du glücklich sein."
Während du im Supermarkt an der Kasse in der Schlange stehst, kannst du den Leute vor und hinter dir und dem Menschen, der an der Kasse sitzt, Metta senden und daran denken, wie stressvoll dieser Job für eine Kassiererin zuweilen sein kann, und ihr heiteres Verhalten und ihre Effizienz wertschätzen.
Wann immer du mit jemandem umgehst oder zu tun hast, einem Kunden, Klienten, einem Beamten, einem Verkäufer usw., dann wünsche im Geiste für sie: "Mögest du glücklich sein." Dies wird deinen Geist in einen Zustand des Wohlwollens versetzen, wenn du auf sie eingehst.
Beim Autofahren kannst du Metta ausstrahlen für die Menschen in den anderen Autos, die dir auf der Straße begegnen. Wenn du jemanden siehst, der die Straße überquert, oder für jemanden anhältst, kannst du für diese Person oder diese Personen wünschen: "Mögest du glücklich sein." Wenn du im Stau steckst, kannst du all denen, die auch im Stau stehen, Metta schicken. "Mögen sie glücklich sein und mögen wir alle geduldig sein und ruhig bleiben in diesem Stau."
Wenn dir ein ungehobelter oder gefährlicher Fahrer begegnet, könntest du wünschen: "Mögest du rücksichtsvoller und verantwortungsbewusster fahren und mögest du glücklich sein." Diese Art des Eingehens hilft dir, deinen Verdruss im Zaum zu halten und ruhig zu bleiben. Wenn du an einer Ampel anhalten musst, dann kannst du, anstatt ungeduldig auf Grün zu warten, diese Pause als Gelegenheit benutzen, dir eine Atempause zu nehmen und allen Wesen Gutes zu wünschen oder jemandem, der dir in den Sinn kommt.
Wenn Du im Bus oder Zug reist, wünschst du dem Fahrer und deinen Mitreisenden Gutes. Wenn du dich in einer dichtgedrängten Menschenmenge befindest, auf der Straße, beim Einkaufen, einem Bahnhof oder einem vielbesuchten Lokal, dann hast du Gelegenheit, einer großen Anzahl von Menschen Metta zu senden.
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Wenn du ein Telefon klingeln hörst – sogar wenn es nicht dein eigenes ist – dann sende sofort Metta an die Person, die anruft: "Möge diese Person glücklich sein." Ebenso, wenn du eine SMS ankommen hörst. "Möge die Person, die diese SMS gesendet hat, glücklich sein." Bevor du einen Anruf tätigst, mach ein paar Momente Pause und wünsche dem Menschen Gutes, den du gleich anrufen wirst. Ist das nicht eine wunderbare Art, ein Gespräch zu beginnen?
Wenn du die Sirene eines Krankenwagens hörst, weißt du, dass wahrscheinlich jemand bei einem Unfall verletzt worden ist oder krank ist. Wünsche: "Möge dieser Person geholfen werden, möge sie/er das Krankenhaus sicher erreichen und angemessene Behandlung empfangen. Mögen Fahrer und Sanitäter den Patienten sicher zum Krankenhaus transportieren. Und mögen auch die Ärzte und Krankenschwestern, die den Patienten behandeln, glücklich sein und in der Lage, ihre Pflichten gut und kompetent zu erfüllen."
Wenn du das Dröhnen eines Flugzeugs über dir hörst oder es am Himmel fliegen siehst, kannst du für den Piloten, die Crew und die Passagiere wünschen, dass sie glücklich sein mögen und ihren Zielort sicher erreichen.
Geräusche können ein Auslöser and Anlass für dein Metta sein. Wenn du Stimmen einer Unterhaltung hörst, kannst du den Personen Metta schicken: "Mögen sie glücklich sein." Wenn du einen Rasenmäher oder eine Motorsense hörst, kannst du der Person Metta senden, die mäht. Wenn du einen Hund bellen oder die Vögel singen hörst, kannst du ihnen Metta senden. Wenn jemand niest oder hustet, könntest du "Gesundheit!" sagen oder "Mögest du geheilt sein", was auch eine Form des Metta ist.
In meinem Heimatland Malaysien ruft der Muezzin durch die Lautsprecher auf den Minaretten der Moscheen fünfmal am Tag die Muslime zum Gebet. Jedesmal, wenn ich den Ruf höre, anwortet mein Geist unmittelbar mit dem Gedanken: "Möge der Muezzin und meine muslimischen Brüder und Schwestern glücklich sein."
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Wie könnte man des Morgens besser aufwachen als mit dem Gedanken: "Mögen alle Wesen glücklich sein!" Wenn du dir Metta zur Praxis gemacht hast, wird es für dich natürlich und selbstverständlich sein, den Tag mit einem Gedanken des Wohlwollens zu beginnen.
Während du dann die morgendlichen Rituale des Zähneputzens, Rasierens, Waschens, Entleerens und Anziehens erledigst, können durchaus in dir Gedanken des Metta aufsteigen, und du wünschst Gutes für alle Wesen und für Menschen, die dir bereits in den Sinn gekommen sind. Wenn das Metta-Ausstrahlen dir zur Gewohnheit geworden ist, merkst du, dass dir einfach immer irgendjemand einfällt.
Unsere Praxis besteht darin, Achtsamkeit mit Metta zu verbinden. Wenn du also z.B. achtsam dabei bist, wenn du deine Hand ausstreckst, um eine Tür zu öffnen, kannst du beim Herunterdrücken der Klinke wünschen: "Mögen alle Wesen glücklich sein." Genauso, wenn du ein Licht ein- oder ausschaltest, kannst du beim Drücken des Schalters denken: "Mögen alle Wesen glücklich sein."
Wenn du deinen Kaffee oder dein Lieblingsgetränk umrührst, kannst du wünschen: "Mögen alle Wesen glücklich sein.Möge Soundso glücklich sein." Wenn du alleine isst, kannst du, während du dein Essen kaust, Metta schicken, anstatt deinen Geist sich in Gedanken verlieren zu lassen. Auch wenn du Haushaltspflichten erledigst, wie Spülen oder Kehren, kannst du Metta ausstrahlen. Ebenso, wenn du im Garten arbeitest. Dein Metta hört nicht auf, wenn du eine Dusche nimmst oder gar auf der Toilette sitzt.
Ist deine Internet-Verbindung einmal langsam, dann kannst du, während du den Ladevorgang abwartest, Metta senden, anstatt Ungeduld die Oberhand gewinnen lassen. Pausen und Unterbrechungen sind für uns Gelegenheiten, unseren Geist des Wohlwollens hervorzurufen.
Siehst du Fotos an der Wand, kannst du den abgebildeten Personen Metta senden. Wenn du Fische im Aquarium siehst, kannst du den Fischen Metta schicken. Du kannst Metta ausstrahlen für die Vögel, Schmetterlinge, Bienen, Ameisen und Insekten, die du im Garten siehst.
Wenn du eine Vielzahl von Schuhen vor einer Tempelhalle siehst, kannst du denken: "Mögen all die Besitzer dieser Schuhe glücklich sein." Wenn Du eine Menge Fahrräder beieinander geparkt siehst, kannst du wünschen: "Mögen die Besitzer dieser Fahrräder glücklich sein."
Schließlich, am Ende deines Tages, wenn du dich auf das Bett legst, strahlst du immer noch Metta aus, bevor du einschläfst. Und so ist dein ganzer Tag von Metta durchdrungen – von dem Moment, wo du aufwachst, bis es Zeit ist, ins Bett zu gehen. Gibt es eine bessere Art zu leben als mit einem Geist und Herzen, die erfüllt sind und übervoll mit Metta!
Inzwischen wirst du erkannt haben, dass es grenzenlose Möglichkeiten gibt, wie du Metta praktizieren kannst. Es hängt völlig von deinem Einfallsreichtum und deiner Kreativität ab. Wann immer dein Geist untätig oder im Leerlauf ist, dann weißt du, dass du immer und jederzeit Metta senden kannst. Du machst Metta zu der "Grundeinstellung" deines Geistes – etwas, zu dem dein Geist ganz natürlich immer wieder zurückkommt oder worauf er zurückfällt.
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In der Metta-Praxis gibt es verschiedene Gruppierungen von Personen, die die Empfänger unserer guten Wünsche sind – sehr geliebte, uns nahestehende Personen; uns liebe Personen; neutrale Personen und schwierige Personen. Es ist einfach und natürlich, Metta an unsere Lieben zu senden, die wir lieb haben oder denen wir dankbar sind. Das können alle Nahestehenden Personen sein, Familienmitglieder, Freunde und Wohltäter.
Als neutrale Personen bezeichnen wir Bekanntschaften, Menschen, die du vielleicht nicht gut oder gar nicht kennst. Es sind Leute, denen gegenüber du ein eher neutrales Gefühl hast. Wenn du Metta im Alltag praktizierst, wirst du feststellen, dass du viele neutrale Personen auf natürliche Weise mit einschließt. Es sind z.B. Menschen, die dir vielleicht unbekannt sind, denen du aber Metta gesendet hast, als sie dir auf der Straße begegnet sind. Oder es könnten Leute sein, die du in einem Laden oder irgendwo getroffen hast und mit denen du kurz zu tun hattest oder gesprochen hast. Vielleicht habt ihr euch angenehm gegrüßt oder du hast ein paar freundliche Worte mit ihnen getauscht. Später, wenn du an die Begegnung denkst, kannst du ihnen Metta senden.
Neutrale Menschen könnten auch Personen sein, die mit deinen Lieben in Verbindung stehen und die dir dann einfallen, wenn du Metta an deine Lieben sendest. Du fühlst dich glücklich, auch diesen neutralen Personen Metta zu senden. Mehr und mehr wirst du feststellen, dass dein Metta weiter als nur zu deinen Lieben hinausreicht.
Mit schwierigen Menschen meinen wir diese, die dir eine leidhafte Verletzung oder Schmerz verursacht haben. Normalerweise würdest du nicht an sie denken wollen oder mit deinen Gedanken bei ihnen verweilen, da die Erinnerung schmerzlich ist. Sie können dir jedoch immer noch in den Stinn kommen und wenn das geschieht, kannst du ihnen doch Gutes wünschen. Du wirst dich glücklich fühlen, wenn du das erreichst. Es zeigt, dass du großherzig und edelmütig bist und niemand, der Groll hegt.
Du musst nicht lange bei den schwierigen Menschen verweilen (außer du wünschst dies). Nur ein kurzer Wunsch: "Mögest du glücklich sein", und dann gehst du zu deinen üblichen lieben und neutralen Menschen über. Auf jeden Fall kannst du auch froh sein in dem Wissen, dass du, wenn du wünschst: "Mögen alle Wesen glücklich sein" (und du wirst dies oft tun), dann schließt das auch die schwierigen Menschen mit ein. Denn wenn wir sagen "alle", dann heißt das auch alle, ohne Diskriminierung, und schließt selbst Tiere und Geisteswesen mit ein.
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Deinen Tag mit Metta zu erfüllen, wird eine erhebende und stützende Wirkung auf deinen Geist haben. Indem so viel Wohlwollen in dir ist, wirst du dich leicht und freudvoll fühlen und weniger anfällig sein für Ärger und Verdruss. Du kannst dir auch die positiven Veränderungen vorstellen, die sich im Gehirn bilden, wenn zahllose "Metta-Neuronen" feuern, Synapsen verbinden und starke, heilsame Schaltkreise und Netzwerke des Metta schaffen.
Mach Metta zu deiner Praxis und erkenne die beachtliche Veränderung, die es in deinem Leben hervorrufen wird!
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Fußnote: Am Anfang dieses Essays erwähnten wir die Wichtigkeit, heilsame Gedanken im Geist zu bewahren. Metta ist einer dieser Gedanken, die wir fortwährend hervorrufen können. Du kannst jedoch achtsam sein in Bezug auf negative Gedanken, wenn sie aufsteigen, und sie in Zaum halten, indem du auf verschiedene Art und Weise reflektierst, um einen positiven und heilsamen Geisteszustand zu schaffen. Während wir also oft Metta praktizieren, üben wir uns auch viel in weiser Reflektion im Laufe des Tages. Dies alles sind heilsame und zuträgliche Gedanken.
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"Mönche, was es auch an Arten des weltlichen Verdienstes geben mag, alle sind nicht einmal ein Sechzehntel der Befreiung des Herzens durch Liebende Güte wert; an Leuchten und Glanz und Strahlen übertrifft sie die Befreiung des Herzens durch Liebende Güte bei Weitem."
"Freunde, es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, wenn die Befreiung des Geistes durch Liebende Güte entwickelt und gepflegt wird, häufig geübt, zur Triebfeder und Grundlage gemacht, gründlich gefestigt, verankert und rechtmäßig ausgeführt, daß Böswilligkeit in den Geist eindringen und dort bestehen kann. Denn dies, Freunde, ist das Entrinnen aus der Böswilligkeit, nämlich die Befreiung des Geistes durch Liebende Güte."
Digha Nikaya, Sutta 33
"Und er sollte wünschen: Mögen alle Wesen glücklich und sicher sein! Mögen sie alle einen glücklichen Geist besitzen!...
Man entwickle dieses grenzenlose Herz der Liebe für die ganze Welt - nach oben, nach unten, nach allen Seiten, ungehindert, ohne Feindseligkeit und ohne Böswilligkeit.
Ob im Stehen oder Gehen, Sitzen oder Liegen, solange man wach ist, sollte man diese Achtsamkeit der Liebe entwickeln – dies, in der Tat, wird eine erhabene, göttliche Lebensweise genannt.
Metta Sutta