Grundlagen des Glücklichseins
von Visu Teoh
(übersetzt von barbara)
So viele Bücher wurden schon über das grundlagen des glücklichseinsn geschrieben. So viele Redner haben darüber gesprochen. So viele Leitsätze, Mittel und Wege, Tipps und Strategien werden angeboten.
Ich bin ein beisterter Schüler des Glücklichseins, und im Laufe der Jahre komme ich immer wieder auf einfache Grundprinzipien, wie man glücklich sein kann, zurück. Wir müssen selbst herausfinden, welche Grundagen für jeden von uns relevant sind und uns danach ausrichten. Meine Grundsätze zum Beispiel sind die folgenden:
Wir müssen unseren Fokus darauf richten, den Geist in einem guten Zustand zu halten. Zu diesem Zweck müssen wir uns unseres geistigen Zustandes mehr bewusst sein. Dies gleicht einem Wetterhahn, der die Windrichtung anzeigt. Also bedienen wir uns hier einer “Gemüts-Wetterfahne”, um unseren Geisteszustand zu registrieren. Wenn sich der Geist in einem guten Zustand befindet, wenn er glücklich, heiter, gefasst, ruhig, friedvoll etc. ist, dann ist das gut, wir können ihn einfach froh weiterlaufen lassen. Es gibt hier keinen Grund zum Eingreifen.
Falls sich jedoch unser Geist nicht in einem guten Zustand befindet, unglücklich, depressiv, wütend, verdrossen, ängstlich, sorgenvoll, angespannt, verkrampft, erregt usw. ist, dann registriert unsere “Gemüts-Wetterfahne” sogleich Unglücklichsein, Schwermut, Aufregung, Sorge, Beängstigung, Kummer, Verletztheit, Ärger, oder welche Form der Negativität oder des Leidends in unserem Geiste gegenwärtig besteht.
Also fungiert hier die geistige Eigenschaft oder Qualität der Achtsamkeit wie der “geistige Wetterhahn” oder das innere Barometer. Es befähigt uns, wahrzunehmen, was sich in unserem Geiste tut, besonders dann, wenn etwas nicht stimmt.
Achtsamkeit oder Bewusstsein selbst kann uns helfen, die Kraft des negativen Gefühls zu vermindern. Zum Beispiel können wir manchmal einfach dadurch, dass wir uns der Verärgerung oder Traurigkeit in unserem Geist achtsam bewusst sind, diesen Ärger oder diese Traurigkeit abschwächen oder vermindern. Dies geschieht, weil Bewusstheit ein bisschen wie eine Bremse oder ein Dämpfer wirkt, denn wenn man sich seines Ärgers oder seiner Traurigkeit nicht bewusst ist, dann wird aller Wahrscheinlichkeit nach der Ärger eskalieren oder unsere Traurigkeit kann andauern und sich vertiefen.
Dann, nachdem wir uns des unglücklichen oder negativen Gemütszustandes bewusst sind, können wir damit beginnen, uns selbst zu helfen, uns zu lockern, den negativen oder leidhaften Zustand loszulassen, uns selbst aufzuhellen oder aufzuheitern, nach vorn zu sehen und weiterzugehen etc. Wie gelingt uns das? Hier kommt es wiederum sehr auf unsere Einstellung, unsere Haltung an, wie wir die Dinge betrachten, und wie sehr wir entschlossen sind, den negativen, schmerzlichen oder unheilsamen geistigen Zustand loszulassen.
Man muss sich selbst dazu überreden, aus diesem Zustand herauszukommen. Wir müssen uns selbst beraten und beistehen. Wir müssen uns selbst ein guter Freund sein. Wir können auch nachforschen, um die Gründe unseres Unglücklichseins oder Ärgers etc. zu erkennen und zu verstehen, und dann sehen, wie wir uns auf die Situation oder die betreffenden Menschen einstellen und friedlich damit umgehen. Selbst wenn wir uns nicht sofort herausreissen können aus einem verärgerten, sorgenschweren, unbehaglichen oder unglücklichen Zustand und auf einmal heiter und quirlig sein können, so vermögen wir zumindest ein gewisses Maß an Ruhe und Gleichmut zu erlangen.
Wir müssen lernen, uns mit der Situation abzufinden, mit den Dingen, so wie sie sind, und dies zu akzeptieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir nicht proaktiv handeln könnten, um unsere Situation zu verbessern oder zu verändern. Aber ob wir aktiv etwas tun können oder passiv bleiben, wir müssen doch unsere Wahl der Erwiderung verstehen und damit im Frieden sein, was bedeutet, dass wir uns unter allen Umständen auf Gleichmut einrichten, was einen ruhigen und ausgeglichenen Geistesrahmen darstellt.
Schrittweise, von einem Zustand der Ruhe und des Gleichmuts ausgehend, und mit weiterem Anstoss und Ermutigung von uns selbst, d.h. von unserer eigenen inneren Weisheit oder unseres weisen Geistes, vermögen wir mit der Zeit, früher oder später, unserem Geist Auftrieb zu geben und uns wieder viel besser zu fühlen. Manchmal müssen wir geduldig sein, mit dem Strom schwimmen, der negative Gemütszustand fällt nicht so leicht oder bald von uns ab, wir müssen ihn vielleicht aussitzen… aber mit Achtsamkeit und weiser Reflektion können wir ihn in Schach halten und schliesslich wird es uns gelingen, unseren Geist aufzurichten. Bisweilen kommt dieser Auftrieb sehr schnell und wir erholen uns rasch von irgendeiner Negativität, in die wir gerade gefallen sind. Wir befinden uns wieder in einem guten geistigen Zustand.
Auf welche Weise können wir reflektieren, um unseren Geist aufzurichten? Man kann es auf vielerlei Art angehen. Wir rufen uns z.B. die Tatsache der Vergänglichkeit ins Bewusstsein – egal, wie schlecht wir uns fühlen, auch dies wird vorbeigehen. Alles geht vorüber und wir fühlen uns wieder besser. So ist das Leben: wir fühlen uns gut, wir fühlen uns schlecht, wir fühlen uns besser, wir fühlen uns schlechter und dann wieder besser, und so geht es weiter, im Kreise, die ganze Zeit. Aber mit Übung und Training gelingt es uns, immer öfter unseren Geist in einem guten Zustand zu halten – friedvoll, ruhig, gefasst, heiter, glücklich – und wenn wir in einen negativen Zustand fallen, dann gelingt es uns, diesen zu entdecken und daraus eher früher als später herauszukommen. Wir schaffen es, uns von Unglücklichsein, Ärger, Sorge etc. zu erholen und unsere vormalige Ruhe, den Frieden und die Heiterkeit wiederherzustellen, die immer mehr zur natürlichen Grundhaltung unseres Geistes werden.
Eine wichtige Einstellung: Wir müssen akzeptieren, dass das Leben kein Rosengarten ist, dass nicht alles glatt über die Bühne geht. Wir müssen akzeptieren, dass das Leiden sein vertrautes und unwillkommenes Haupt dann und wann erhebt. Wir müssen das Leiden akzeptieren, dem wir im Leben wohl ins Auge blicken müssen. Und dann schauen wir, wie wir weise und unerschütterlich damit umgehen können. Ein Spruch sagt, dass Leiden unvermeidbar ist, aber sich elend zu fühlen, steht zur Wahl. Manches Leiden kann vermieden werden, und das tun wir auch. Manches Leiden kann erleichtert werden und wir reagieren dementsprechend, um dieses Leiden in Grenzen zu halten und abzuschwächen. Vieles hängt von unseren Einstellungen und unserer Weisheit ab.
Es ist gut, immer daran zu denken, dass viel von unserem Leiden von unserem Festklammern herrührt, von unseren Erwartungen und unserer Unfähigkeit, loszulassen und nach vorn zu schauen. Wenn wir das sehen können, erkennen, wo wir feststecken, und loslassen können und weitergehen, werden wir weniger leiden und wir werden leichter und glücklicher leben.
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Also ist es wichtig, den Geist stets zu bewachen, unseren Gemütszustand immer wieder zu prüfen, achtsam zu sein, was unsere Gedanken, Stimmungen, Gefühle, Emotionen, Wahrnehmungen, Kommentare usw. angeht, die sich in unserem Geist abspielen. Wir tun dies, damit wir unseren Geist verstehen und lernen, wie wir ihn besser managen können. Ein gut geführter Geist ist dem Glücklichsein zuträglich, er ist der Schlüssel zum Glück. Wir versuchen auch, den Geist anderer zu verstehen, so dass wir richtiger und gewandter mit ihnen umgehen können, so dass wir bessere, harmonischere und sinnvolle Beziehungen pflegen können, und hoffentlich auch ein positiver Einfluss auf andere sein, helfen, das Beste in ihnen hervorzubringen, gerade so, wie wir auch versuchen, das Beste in uns selbst hervorzubringen.
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Die Praxis des Metta, der Liebenden Güte, ist eine hervorragende Praxis. Sie stellt einen wirksamen Weg dar, Wohlwollen, Herzlichkeit und Freundlichkeit anderen gegenüber in unserem Geist und Herzen zu fördern, und natürlich auch uns selbst gegenüber. Indem wir die Metta-Sätze, das “Metta-Mantra”, von Zeit zu Zeit wiederholen, füllen wir wahrlich unseren Geist mit heilsamen Gedanken, halten ihn in einem guten Gemütszustand, so dass negative Zustände nicht aufkommen können; sie haben keine Chance oder Gelegenheit, einzudringen. Die Metta-Sätze so oft wie möglich automatisch in unserem Geist am Laufen zu halten, den ganzen Tag über, ist eine sehr kluge und kundige Strategie, den Geist in einem heilsamen und gesunden Zustand zu bewahren. Also bitte erinnert Euch daran, den Metta-Weg zu gehen, bleibt dran, die relevanten Sätze zu wiederholen und fortwährend Gutes für andere und Euch selbst zu wünschen.
"Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge er oder sie glücklich sein. Möge ich glücklich sein. Mögen alle Wesen sicher… friedvoll… gesund sein, und freudig für sich selbst sorgen."
Dann gibt es noch die anderen drei Brahma-Viharas (Göttliche Verweilungszustände) des Mitgefühls, der anerkennenden Freude und des Gleichmuts. Jeder dieser Verweilungszustände hat seine besondere Qualität und positive Wirkung auf unseren Geist, und diese Praxis wird beträchtlich helfen, unseren Geist in einem heilsamen Zustand zu halten.
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Der Beitrag, die Unterstützung und die Wichtigkeit von Achtsamkeit selbst können nicht genug betont werden. Wir streben danach, achtsam zu sein: auf den Körper und seine Wahrnehmungen, auf Bewegungen, Aufstehen, Hinsetzen, eine Hand ausstrecken, um eine Tür zu öffnen, uns hinunterbeugen, um etwas aufzuheben, in der Kaffeetasse zu rühren etc. Aufmerksam in Bezug auf unseren Körper zu sein hilft, uns in den gegenwärtigen Augenblick zurückzubringen und streunende und von aussen eindringende Gedanken zu verringern, die dem Geist nicht von Nutzen sind. Jedoch sind Gedanken des Wohlwollens (Metta), weise Reflektion über das Leben, und notwendiges Planen und Denken in Ordnung. Mit anderen Worten, heilsame und notwendige Gedanken lassen wir gelten, aber unheilsame und negative nicht.
Also bewegen wir uns zwischen der Achtsamkeit auf Körper und Geist, Metta und heilsamen Gedanken. Und all dies wird auf natürliche Weise zu heilsamer Rede und heilsamen Taten führen. Sie sind eine natürliche Folge unserer Praxis, den Geist zu formen und zu bilden.
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Weise Reflektion: Über das Leben nachdenken, darüber, wie das Leiden entsteht und wie es abgewendet werden kann; wie Glücklichsein entsteht und wie wir einen glücklichen Geist hervorrufen können und ihn erhalten. Reflektion über das Dhamma, die Lehren des Buddha. Das Akzeptieren der Wahrheit vom Leiden und der Versuch, das Beste aus unserem Leben zu machen, einen wunderbaren Garten daraus zu schaffen. Reflektion, dass unabhängig von den fünf Anhaftungsgruppen (von Körper/materieller Form, Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewusstsein) kein Selbst existiert. Verstehen der Natur der fünf Anhaftungsgruppen und der Versuch, heilsame Anhaftungsgruppen aus ihnen zu schaffen. Und die Erinnerung an den Rat des Buddha, diese fünf Anhaftungsgruppen nicht als fixiertes, permanentes Selbst zu betrachten, sondern sie als etwas Bedingtes und Unbeständiges zu sehen, bedingt von Begierde und Täuschung, und dann zu sehen, wie wir schrittweise diese Begierde und diese Täuschung schwächen, perfekten Frieden und Zufriedenheit erlangen, und dem Leiden ein Ende setzen.
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Ein Leben, das sich an Werten und nicht an Materiellem orientiert, ist ausserordentlich wichtig, da wir uns glücklich fühlen, wenn wir unseren Werten entsprechend leben, mit Liebe und Güte, Mitgefühl, Verständnis, Grosszügigkeit, Ehrlichkeit, Integrität, Geduld, Toleranz, Durchhaltevermögen usw. Wie messen unseren Selbstwert an diesen Werten und nicht daran, wie gut es uns im materiellen Sinne geht, wieviel Geld wir auf der Bank haben, was unser Sozialstatus im Leben ist usw.
Obwohl wir natürlich nicht vollkommen sind, schätzen wir uns glücklich, dass wir unseren Fokus auf diese Werte richten und unseren Selbstwert daran messen. Mit anderen Worten: Wir müssen uns nicht schlecht fühlen, falls wir denken, wir sind nicht perfekt genug. Manchmal tendieren wir dazu, uns selbst gegenüber zu hart zu sein. Das Wichtigste ist, dass wir unser Bestes versuchen, und es gibt Zeiten, wenn wir es sehr gut machen, auch wenn wir das nicht immerzu können. Wir sind ein Werk im Entstehen. Wir sind noch im Training. Und obwohl wir nicht vollkommen sind, gibt es viel an uns, was ausgezeichnet ist. Eigentlich sind wir doch recht gut!
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Positive Affirmationen sind auch sehr hilfreich. Wir stellen positive Sätze zusammen und wiederholen sie für uns. Durch Wiederholung erinnern wir uns selbst daran, die positiven und Glück erzeugenden Einstellungen zu kultivieren und die negativen und Leid verursachenden zu schwächen.
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Im gegenwärtigen Augenblick zu leben, hilft sehr. Manchmal weigern wir uns einfach, zu viel zu denken. Lebe einfach von Augenblick zu Augenblick bzw. von Tag zu Tag und habe Glauben und Vertrauen darauf, dass, wenn wir weiterhin unseren geschätzten Grundwerten entsprechend leben, die Dinge sich irgendwie zum Guten wenden, denn stets lernen wir, wachsen, entwickeln uns, und werden zu weiseren und glücklicheren Menschen.
Täglich oder regelmässig Zeit zum Meditieren zu finden, ist von großer Wichtigkeit. Es hilft, unserem Geist zum Frieden zu verhelfen, ihn zu beruhigen, zu erfrischen, zu stärken und aufzurichten.
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Lächle! Übe das Lächeln. Lächle viel. Mache es Dir zur Gewohnheit, andere mit einem Lächeln zu begrüssen. Lächle auch für Dich selbst, wenn Du allein bist. Wenn Du anderen ein Lächeln schenken kannst, warum nicht Dir selbst? Lächeln veranlasst das Gehirn, Endorphine auszuschütten – eine Wohlfühl-Chemikalie. Es ist eine einfache und wirksame Art, Dich selbst zu erhellen, Dir selbst ein gutes Gefühl zu verleihen. Es ist auch eine Aussage über Deine Absicht und Entschlossenheit, Deinen Geist in einem angenehmen und heiteren Zustand zu bewahren, ihn nicht einschüchtern oder entmutigen zu lassen durch die Widrigkeiten, denen Du im Leben begegnest.
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Um es zusammenzufassen: Richte Deinen Fokus darauf, den Geist zu verstehen, zu bilden, zu formen und ihn von Leid verursachenden Einstellungen zu befreien und Glück verursachende einzurichten. Mache eine Liste aller kundigen und positiven Einstellungen, die Du Dir aneignen kannst und stärke immerzu diese Haltungen.
Leben ist eine Kunst. Es ist sehr interessant und herausfordernd, wie wir den Geist führen und ihn glücklich und friedvoll bewahren können. Das Wichtigste ist, es immer weiter zu versuchen und nicht aufzugeben. Wenn wir uns bisweilen nicht so gut fühlen, ist es okay, es ist verständlich, dass wir nicht immer so optimistisch gestimmt sein können; wir akzeptieren auch dies, und sehen, wie wir uns sanft und kundig selbst wieder in eine gute Gemütsverfassung manövrieren können.
Tatsächlich, während wir mehr und mehr üben, finden wir, das unser Leben ein glückliches ist. Wir schaffen viel Glück in unserem Leben aufgrund all der positiven und weisen Einstellungen, die wir einbringen. Selbst Leiden können in Segnungen umgewandelt werden – sie werden wie ein Dünger, der die schönen und duftenden Rosen unseres Lebens erblühen lässt.
Viel Freude beim Üben!
"Wir sollten unseren Erfolg und Selbstwert an der Weisheit messen, die wir besitzen, an unseren Grundwerten, nach denen wir leben, danach, wie es innen aussieht in uns, an unserem wahrhaftigen Herzen der Liebe und des Mitgefühls, an dem Guten, das wir tun, an dem, was wir schon alles bewältigt haben in unserem Leben, und nicht an unserem materiellen Besitz, an Namen, Ruhm und Status. Solange wir unser Bestes versuchen, sollten wir uns selbst nicht als armselig, sondern als gütig und wohlwollend betrachten." - Visu